3 Eigenschaften, die du auf dem Weg der TraumaHeilung entwickeln darfst

20.07.2025

Übers WE hatte ich ein sehr interessantes Gespräch, das letztlich den heutigen Beitrag inspiriert. Eine Freundin, die ich 2017 bei einem Dispenza-Workshop kennengelernt hatte, bat mich um einen Chat. 

Lange Story kurz erzählt, während ich vor Jahren schon ausgestiegen bin, hat sie weiterhin die Meditationen gemacht. Seit einiger Zeit hat sie Angstzustände, die sie nur schwer regulieren kann. Meditieren hilft nicht mehr, stellt sie jetzt fest. Sie bekommt ihr Kopfkino kaum unter Kontrolle.

Wohlgemerkt, diese Dame ist selbst Neurowissenschaftlerin! Jetzt lernt sie am eigenen Leib, was ich vor ca. anderthalb Jahren erfahren durfte: Wenn das Nervensystem eine Gefahr sieht, kehrt es sich erst einmal einen Scheiß um "mind over matter".
 
Nicht genug … sie zog alle Register, die sie kannte. Eisbaden. Wim Hof Breathwork. Kundalini Yoga Es wurde etwas besser, aber ihr grundlegender Zustand änderte sich nicht. Sie sprach immer davon, dass sie unbedingt weg müsse, raus aus dem Land, in dem sie lebt, dass sie ihr Unternehmen sichern müsse, etc. (Freeze - Fluchtmodus). 

Ich zeige ihr die 21 Minuten lange somatische Entspannungsübung von Liz und erzählte ihr von meinem eigenen Weg, von der Pistis Sophia, von der New Age Falle und der Rebellion der neuen Sanftheit. Während ich so sprach wurde mir etwas bewusst … 

Aus meiner Sicht bedingt der Weg der TraumaHeilung dass wir neue Eigenschaften entwickeln, aus denen wir dann eine ganz neue Haltung kultivieren, die den Grundstein zur erfolgreichen SelbstHeilung legt. Hier erläutere ich kurz drei dieser Eigenschaften:

1   Bereitschaft zum Selbst-Mitgefühl 

Viele von uns haben gelernt, hart zu sich selbst zu sein. Streng. Kritisch. Unbarmherzig. Der Mangel an Mitgefühl für uns selbst wurde in frühen Bindungstraumen geboren, wenn vielleicht kein "sichtbarer Missbrauch" oder kein "offensichtliches Chaos" präsent war, und doch etwas fehlte.
Wir wurden nicht gehalten. Nicht gehört. Nicht gesehen. Stattdessen lernten wir, zu funktionieren, weil das der einzige Weg war, im Getrieben mitzulaufen und einen Brotkrumen von Anerkennung zu erhalten.

Heute ist Selbstmitgefühl ist kein Luxus.
Es ist ein Schlüssel zur Heilung.

Selbstmitgefühl ist keine Schwäche. Es ist mehr als nur eine Haltung oder ein mentales Konzept. Es ist der Moment, wo du glasklar, abgrundtief ehrlich zu dir selbst bist und dir all den Schmerz und das Leid, die Verzweiflung, die Ohnmacht, die Angst und Panik eingestehen kannst, ohne eine Anstrengung, besser, oder spiritueller erscheinen zu wollen. 

Es ist der Moment, wo dein Herz bricht für dich selbst und alles Schmerzhafte, das du schon ausgehalten hast, ohne dass du es abwerten, weg reden, verniedlichen oder ver-spiritualisieren möchtest. 

Es ist der Moment, wo sich deine fünfte Herzkammer öffnet und du dich zum allerersten Mal in der Tiefe selbst fühlst. Es ist der Beginn deiner Heilung, der erste Schritt auf dem Weg zu deiner Heimkehr zu Dir.

2  Die Bereitschaft, dich nie wieder selbst zu verlassen

Trauma - insbesondere aus der Kindheit - bringt uns bei, uns selbst zu verlassen. Um dazuzugehören, um zu überleben lernen wir, unsere Wahrheit zu verschlucken, unsere Grenzen zu ignorieren, unseren Schmerz zu überspielen und uns selbst zu verraten. Uns - und unsere Seele.
Heute ist es der Job, in dem wir ausharren, obwohl wir ihn hassen, das toxische Wohnumfeld, das wir uns schön reden, die Beziehung, die wir nicht beenden können, die Kollegin, die uns auf der Nase herumtanzt, der wir nicht trauen das Stoppschild zu zeigen.

Das sind das die Momente, in denen wir fassungslos sind und statt etwas zu sagen, uns das Wort im Hals stecken bleibt oder wir letztlich aus der Not heraus weglaufen, ohne etwas zu sagen. 

Es sind die Momente, wo wir Kompromisse eingehen, obwohl wir wissen, dass sie falsch sind, wo wir nachgeben oder klein beigeben, um des lieben Frieden willens, wo wir "Ja" sagen während alles in uns "Nein" schreit und wo wir bleibe, obwohl wir am liebsten über alle Berge wären und freundlich lächeln, während wir die Faust in der Tasche ballen.

Das sind die Momente, wo wir uns selbst verlassen, weil wir es nicht anders kennen, weil dies der einzige Weg war, zu überleben. 

Es sind die Momente, wo wir uns immer wieder selbst das Herz brechen und unsere Seele weint und sich irgendwann zurückzieht, weil sie keinen Sinn mehr hat. 

Heilung beginnt dort, wo wir sagen:
"Nie wieder."

Nie wieder gegen mein Gefühl.
Nie wieder gegen meinen Körper.
Nie wieder gegen mein inneres Wissen.
Nie wieder. Nie wieder. Nie wieder.

Diese Bereitschaft ist ein Versprechen:
Ich bleibe bei mir. Auch wenn es unbequem ist.
Auch wenn andere es nicht verstehen.
Auch wenn mein inneres Kind zittert.

Es ist der Moment, in dem du aufhörst, dich selbst zu opfern.
Und beginnst, dich zu halten. 

Es ist der Moment, wo sich das Spiel grundlegend ändert, weil du nicht mehr länger bereit bist, deine Seele zu verraten. 

 Die Bereitschaft zur sanften Disziplin

Disziplin ist für viele von uns ein hartes Wort.
Ein Machtinstrument. Ein innerer Antreiber. Ein ständiger Druck, der indirekt sagt: "Du bist nicht genug – also streng dich mehr an." Eine typisch deutsche Eigenschaft geboren aus den Wehen zweier Weltkriege und der Notwendigkeit des Wiederaufbaus verbinden wir Disziplin oft mit maskuliner, harscher Energie.

Doch es geht auch anders …

Auf dem Weg der TraumaHeilung ist Disziplin unbedingt wichtig, allerdings nicht in ihrer typisch harten Ausprägung, denn dabei flippt das Nervensystem gerne aus. Druck wird gleich wieder zur Bedrohung, also ist der Schlüssel zur gesunden Disziplin eine Gratwanderung.

Wenn Disziplin aus Liebe geboren wird, mit Sanftheit und mit der Absicht des Schutzes verbunden wird, wird sie zu einem heiligen Ritual.

Sie verliert die Kälte und wird zu einem Akt der Selbstliebe aus einer neuen Zugewandtheit heraus.
Dann ist sie leise.
Dann ist sie sanft.

Und sie fragt:
Was braucht es heute, damit ich mich nicht erneut verliere?

Dann geht es nicht mehr um Kontrolle.
Sondern um Hingabe an dich selbst.

Disziplin heißt dann:
🜁 Ich trinke Wasser, wenn mein Körper dürstet.
🜃 Ich bewege mich, weil meine Energie fließen will.
🜂 Ich halte durch, wenn mein altes Ich mich in die Betäubung ziehen will – und bleibe.
🜁 Ich mache eine Pause, weil meine Augen müde sind. 

Nicht, weil ich muss.
Sondern weil ich es mir wert bin.