3 Glücksbotenstoffe, wie du sie aktivierst und für dich nutzt & die Lüge um den vierten: Dopamin

Unser emotionales Wohlbefinden hängt eng mit bestimmten chemischen Botenstoffen in unserem Gehirn zusammen – sogenannte Neurotransmitter, die direkt beeinflussen, wie motiviert, verbunden, ausgeglichen oder lebendig wir uns fühlen.
Bei chronischem Stress und insbesondere bei Entwicklungstrauma, Bindungstrauma oder Schocktrauma geraten diese vier Botenstoffe aus dem Gleichgewicht. Sie sind gewissermaßen das "biochemische Echo" dessen, was das Nervensystem erlebt hat: Bedrohung statt Sicherheit, Daueranspannung statt Regulation.
Diese vier grundlegenden Botenstoffe lassen sich super merken, besonders weil ihrAkronym D.O.S.E. im Englischen das Wort "Dosis" ergibt. Im Folgenden möchte ich diese vier Neurotransmitter beleuchten und uns daran erinnern, wie wir sie gezielt in uns aktivieren können, um unsere Reise der SelbstHeilung zu unterstützen. Der Vollständigkeit halber möchte ich gleich sagen, dass es noch weitere, wichtige Neurotransmitter gibt, wie z.B. GABA und Noradrenalin oder auch Histamin, doch jene lassen sich nicht so einfach über unser Verhalten beeinflussen, bzw. regulieren. Sie sind tiefer in unsere Biochemie verschaltet und schwerer beeinflussbar.
Hier soll es vorrangig um die 4 Botenstoffe gehen, die wir durch unser Tun beeinflussen können:
-
Dopamin
-
Oxytocin
-
Serotonin
-
Endorphine
Diese vier wirken wie natürliche Antidepressiva, Motivationstrainer und Verbindungskanäle. Wird uns erzählt. Bei dreien stimmt das auch, soweit ich sehen kann, bei einem jedoch scheint es sich um eine Lüge zu handeln, die uns hier verkauft wird: Dopamin. Aber er Reihe nach. Lass uns die ersten drei anschauen und dann das Dopamin beleuchten.
Was bewirken diese 3 wahren Glücksbotenstoffe?
💗 Oxytocin – Das Verbindungshormon
Auch bekannt als das Kuschel- oder Liebeshormon, schenkt es Vertrauen, Nähe und Bindung. Es motiviert uns, Beziehungen zu pflegen und unterstützt emotionale Sicherheit.
Oxytocin braucht Sicherheit und Verbindung – aber bei Trauma sind Beziehungen oft die Quelle von Schmerz. Das führt zu:
-
Schwierigkeiten mit Nähe, Vertrauen, Intimität
-
Bindungsangst oder Überanpassung
-
Gefühl von: "Ich muss alles allein machen."
🧠 Besonders bei Bindungstrauma: Das Oxytocinsystem wird gehemmt – weil Nähe als gefährlich gespeichert wurde.
🟠 Serotonin – Das Stimmungsbarometer
Serotonin reguliert Stimmung, Selbstwertgefühl und sozialen Status. Es gibt uns ein Gefühl von Bedeutung und Gelassenheit – besonders im sozialen Kontext.
Serotonin reguliert Stimmung, Selbstwert und Zugehörigkeit. Bei chronischem Stress sinkt der Spiegel, was zu:
-
Depression, innerer Unruhe, Reizbarkeit
-
Sozialem Rückzug oder Überanpassung
-
Gefühl von: "Mit mir stimmt etwas nicht."
🧠 Serotoninmangel fördert Grübeln, Perfektionismus und das Gefühl, nie "genug" zu sein – typisch für Überlebensmuster wie fawn (people-pleasing).
🔵 Endorphine – Die körpereigenen Schmerzstiller
Endorphine werden ausgeschüttet, um Schmerzen zu lindern, Stress abzubauen und kurzzeitig Euphorie zu erzeugen – z. B. nach dem Lachen oder Sport.
Endorphine lindern Schmerz, doch bei Trauma werden sie oft chronisch unterdrückt oder in extremen Stressphasen überproduziert (z. B. Dissoziation, Hochleistung in Gefahr).
-
Chronische Schmerzen, Migräne, Erschöpfung
-
Schwierigkeit, Freude oder Genuss zu empfinden
-
Gefühl von: "Ich funktioniere, aber ich lebe nicht."
🧠 Viele traumatisierte Menschen leben in einem Zustand von emotionaler Taubheit oder innerer Leere – weil das Endorphinsystem nicht mehr gesund reguliert.
Wie sich ein Mangel an diesen Stoffen zeigt
Ein Ungleichgewicht oder Mangel an einem dieser Stoffe kann sich sehr unterschiedlich zeigen – sowohl psychisch als auch körperlich. Hier sind einige Beispiele:
🔽 Oxytocinmangel
-
Einsamkeit
-
Stress
-
Misstrauen in Beziehungen
-
Schlafprobleme
-
Soziale Entkopplung
🔽 Serotoninmangel
-
Stimmungsschwankungen
-
Angststörungen
-
Soziale Unsicherheit
-
Obsessives Verhalten
-
Reizbarkeit & Schlafprobleme
🔽 Endorphinmangel
-
Chronische Schmerzen
-
Stimmungstiefs
-
Impulsives Verhalten
-
Antriebslosigkeit
-
Schlafstörungen, erhöhte Reizempfindlichkeit
Wie du deine D.O.S.E. natürlich aktivieren kannst
💗 Oxytocin – Verbindung & Vertrauen
-
Körperkontakt, Umarmungen
-
Soziales Beisammensein
-
Massage oder Akupunktur
-
Zuhören, liebevolle Gespräche
-
Haustier streicheln
🟠 Serotonin – Stabilität & Selbstwert
-
Bewegung & Ausdauertraining
-
Kalt duschen
-
Sonnenlicht tanken
-
Meditation & Dankbarkeitspraxis
-
Massage
🔵 Endorphine – Schmerzregulierung & Leichtigkeit
-
Lachen (z. B. Comedy oder mit Freunden)
-
Kreativ sein (Musik, Kunst, Tanz)
-
Scharfes Essen
-
Stretching oder Sport
-
Dunkle Schokolade essen
-
Musik hören & sich bewegen
Jetzt zu Dopamin und der Lüge dahinter
Über den Neurotransmitter Dopamin findet man folgende, durchaus "wissenschaftlich unterlegte" Informationen:
Dopamin sorgt für Motivation, Lernen und Lustempfinden.
Es gibt dir das Gefühl, ein Ziel zu verfolgen und etwas erreichen zu
können. Es ist eng verbunden mit Belohnung und dem "Ich hab's
geschafft!"-Gefühl. Chronischer Stress reduziert die natürliche Dopaminausschüttung.
Das führt zu:
-
Antriebslosigkeit & Erschöpfung
-
Prokrastination & Sinnverlust
-
Gefühl von: "Warum überhaupt versuchen?"
🧠 Bei Entwicklungstrauma: Das Kind lernt, dass Erfolg oder Initiative nicht zu Anerkennung führen – also wird das Dopaminsystem unterentwickelt oder dysreguliert.
🔽 Dopaminmangel
-
Prokrastination
-
Niedriges Selbstwertgefühl
-
Energielosigkeit
-
Konzentrationsschwierigkeiten
-
Antriebslosigkeit, depressive Verstimmung
🟢 Dopamin – Antrieb & Freude
-
Meditieren
-
Tagesziele aufschreiben
-
Kreativ sein (Musik, Schreiben, Kunst)
-
Bewegung & Sport
-
L-Tyrosin-haltige Ernährung (z. B. Nüsse, Hülsenfrüchte)
Siehst du es? Beim Erforschen ist mir aufgefallen, dass Dopamin etwas mit Motivation zu tun hat, dass die Symptome vom sogenannten Dopaminmangel sehr einem sympathschen Zustand, nämlich Freeze ähneln. Und tatsächlich ist es ja so, dass es sich hier um eine Art "BelohnungsHormon" handelt, heisst, es wird ausgeschüttet, wenn etwas Erwartetes im positiven Sinne eintrifft. Wenn das nicht eintrifft, stellt sich Leere und eben Freeze (Starre) ein. Das hat geklingelt bei mir und auf meiner Suche nach Beweisen für meine Theorie habe ich folgendes gefunden.
📜 Was macht Dopamin wirklich?
-
Belohnungserwartung, nicht Belohnung selbst
→ Es steigt an, wenn du erwartest, dass etwas Gutes passiert – nicht unbedingt, wenn es tatsächlich passiert. -
Lernen durch Feedback (Konditionierung)
→ Dopamin verstärkt neuronale Bahnen, wenn ein Ergebnis besser als erwartet ausfällt.
→ Das ist klassische Konditionierung, nur biologisch gesehen. -
Verstärkung & Programmierung
→ Es hilft dem Gehirn, zu entscheiden: Was lohnt sich?
→ Reize, die Dopamin freisetzen, werden bevorzugt gespeichert – wie ein neuronaler "Like-Button".
🤖 Dopamin ist eine "Programmier-Schnittstelle"
Dopamin ist also das, was ausgeschüttet wird, WÄHREND wir in einer Erwartungshaltung sind. Es hat etwas mit Sucht zu tun! Man könnte sagen:
Dopamin ist das Betriebssystem-API, mit dem das Gehirn durch Erfahrung "programmiert" wird. Dopamin ist kein Glücksbringer. Vielmehr der Lehrer des Gehirns, der mit Erwartung, nicht Erfüllung, belohnt.
Wer das Dopamin in deinem Gehirn kontrolliert (z. B. durch Belohnungssysteme, Apps, Glücksspiel, soziale Medien), kontrolliert Worauf du Wert legst. Das hat weitreichende Auswirkungen auf Gewohnheiten, Aufmerksamkeit und Suchtverhalten und zeigt sich im täglichen Leben von uns allen.
So funktioniert Dopamin wirklich
Instagram-"Likes": Erwartung → Dopaminpeak → Wiederholung.
Glücksspiel: Unvorhersehbare Belohnung = maximaler Dopaminausstoß.
Lernen: Unerwarteter Erfolg → Dopamin → stärkere Erinnerung.
Wir sind nicht dafür gemacht, 150 Mal am Tag durchs Handy zu zappen und Insta, Facebook, Telegram und TikTok zu checken. Doch die Wahrheit ist, dass unser Gehirn mit genau diesem Belohnungssystem arbeitet und uns damit in einer Erwartungshaltung hälft, die uns suggeriert, dass sie uns hilft, Nahrung, Kontakte, Neues und Bedeutung zu finden. Aber heute wird genau dieses System missbraucht. Jeder "Ping", jeder 'Swipe', jedes "Like" soll eine winzige Dopaminausschüttung auslösen, die gerade ausreicht, um uns dazu zu bewegen in 30 Minuten gleich nochmal zu schauen --> Suchteffekt! Nicht einmal. Nicht zweimal. Sondern wieder und wieder.
Die Apps und Plattformen, die wir nutzen, sind keine neutralen Werkzeuge. Sie wurden entwickelt, um Gewohnheiten zu schaffen, die natürliche neuronale Vernetzung unseres Gehirns auszunutzen und uns süchtig zu machen. Und das Schlimmste daran ist, dass es funktioniert.
Dazu gibt es jede Menge wahre wissenschaftliche Informationen. Nachfolgend eine Auflistung, bei der mir AI Yoda geholfen hat.
Studien belegen: Dopamin ist eine Sucht- & StressFalle
1. Reward Prediction Error – das Herz des Dopamin-Systems
-
Schultz et al. (1997) und viele Nachfolgearbeiten zeigen, dass Dopamin-Neuronen nicht direkt Glückssignale senden, sondern den Fehler zwischen erwartetem und tatsächlichem Reward kodieren – den sogenannten Reward Prediction Error (RPE).
-
Optogenetische Studien (z. B. Steinberg et al., 2013) beweisen: Wenn man diesen RPE künstlich erzeugt, kann man Lernprozesse auslösen, selbst ohne echte Belohnung Frontiers.
🔎 Bedeutung: Dopamin beeinflusst nicht direkt das Glücksgefühl (Hedonie), sondern steuert Lernschleifen und Motivation, indem es bewertet, ob etwas besser oder schlechter als erwartet war.
2. Incentive Salience – Motivation, nicht Genuss
-
Berridge & Robinson (1998) und moderne Reviews (etwa turn0search16) unterscheiden zwischen:
-
Liking (Gefühl) – öfters durch Opioide/SEROTONIN
-
Wanting (Motivation) – gesteuert durch Dopamin PMC.
-
-
Dopamin programmiert also das "Haben‑wollen", nicht das "Genießen".
3. Dopamin als Schlüssel für Lernen und Gewohnheitsbildung
-
Die neuronale Differenz zwischen Erwartung und Ergebnis wird als Fehler genutzt, um konditionierte Lernprozesse zu steuern (z. B. Rescorla-Wagner, Sutton-Barto Modelle) Frontiers.
-
Experimentelle Tierstudien zeigen: Wenn Dopamin‑Signale die RPE nicht auslösen, fällt assoziatives Lernen aus .
4. Unterschiedliche Dopamin-Neuronen, unterschiedliche Funktionen
-
Neuere Forschungen trennt Dopamin-Neuronen in:
-
Value-Coder – stufen Belohnung vs. Aversion
-
Salience-Coder – reagieren auf alle wichtigen Reize
Beide trainieren Lernprozesse und Motivation
-
5. Dopamin steigert Erwartung, nicht den Genuss
-
Studien mit L‑DOPA bei Menschen zeigten: Dopamin erhöht Erwartung auf Freude, aber nicht das tatsächliche Belohnungserlebnis PMC.
-
Ratten im Experiment mit bitterem Futter: Dopamin sorgte dafür, dass sie das Futter trotzdem "willen", obwohl es nicht "gefiel" – also Wanting, nicht Liking .
Fazit
Unser emotionaler Zustand ist kein Zufall – er ist das Resultat von Mustern und biochemischen Prozessen, die sich aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit in uns etabliert haben. Die 3 beschriebenen Neurotransmitter sind weit mehr als "Glückshormone". Sie sind Grundpfeiler von Motivation, Verbindung, Selbstwert und innerer Stabilität. Und bei Menschen, die Trauma erlebt haben – ob in der Kindheit, in Beziehungen oder durch Überwältigung – sind genau diese Systeme häufig aus dem Gleichgewicht geraten.
Aber Vorsicht, denn gerade Dopamin wird oft als "Glücksmacher" missverstanden – dabei dient es weniger der echten Zufriedenheit als vielmehr der Konditionierung. Es reagiert auf Erwartung, nicht auf Erfüllung. Es belohnt nicht das Sein, sondern das Streben. Wer dopamin-gesteuerten Reize verfällt, läuft Gefahr, in Abhängigkeit von äußeren Belohnungssystemen zu geraten – oder sich selbst im ständigen Tun zu verlieren.
Dopamin ist somit keine Quelle des Glücks, sondern ein Mechanismus, der uns in einem Zustand von "angetrieben sein" hält – und eine Stressfalle sein kann, weil er uns antreibt und steuert wenn eigentlich Ruhe, Verbundenheit und Regulation nötig wären.
Weitere vertiefende Literatur
-
Diederen & Fletcher (2020/2021): Systematische Review über Dopamin als RPE-Signal YouTubeReddit+14PMC+14ScienceDirect+14Frontiers+1SAGE Journals+1
-
Witten et al. (2016): Zeigen funktionale Unterschiede verschiedener Dopamin-Zielwege im Gehirn Wikipedia
-
Schultz's Arbeiten: Grundlagenforschung am Primatenmodell (Wolfram Schultz)
Literatur- und Quellenliste zu Dopamin, Motivation und Lernverhalten
-
Schultz, W. (1997). Predictive reward signal of dopamine neurons.
👉 https://www.pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4826767/ -
Steinberg, E. E. et al. (2013). A causal link between prediction errors, dopamine neurons and learning.
👉 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2023.1171612/full -
Berridge, K. C. & Robinson, T. E. (1998). What is the role of dopamine in reward: hedonic impact, reward learning, or incentive salience?
👉 https://www.pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3032992/ -
Witten, I. B. et al. (2016). Functional dissection of the dopamine system.
👉 https://www.pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2801060/ -
Diederen, K. M. J. & Fletcher, P. C. (2021). Dopaminergic midbrain encodes reward prediction error signals.
👉 https://www.pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8116345/ -
YouTube: Andrew Huberman – How Dopamine Works
👉 https://www.youtube.com/watch?v=QmOF0crdyRU -
Wikipedia – Wolfram Schultz (Dopamin-Forschung)
👉 https://en.wikipedia.org/wiki/Wolfram_Schultz -
Wikipedia – Ilana Witten (Forschung zu Dopamin-Netzwerken)
👉 https://en.wikipedia.org/wiki/Ilana_B._Witten
Cleveland Clinic - https://my.clevelandclinic.org/health/articles/22513-neurotransmitters
https://www.simplypsychology.org/neurotransmitter.html