Wenn Heilung stockt: Vom Nervensystem und unseren Glaubensätzen

Du bist auf dem Weg der Heilung, und du tust schon so viel. Somatics, Breathwork, Vagusregulation und du hast auf Petra gehört, und nimmst schon hochwertiges Omega 3 und sprühst die Lavylites, und doch ... es stockt. Du stagnierst. Du fühlst dich, als würdest du gegen eine unsichtbare Wand laufen und weisst nicht warum.
Du verstehst es wirklich gut, dein Trauma, und du kannst schon recht gut spüren, wenn du wieder in eine Stressantwort kippst, und du weisst, wie du dich wieder zurück holenn kannst in die Selbstliebe. Und trotzdem geht's nicht wirklich weiter. Trotz all der Bücher, Seminare, Erkenntnisse und guten Vorsätze – scheint sich tief in dir nichts wirklich zu bewegen. Warum?
Vielleicht liegt es nicht an mangelndem Willen, oder der geringen Disziplin, die du dir vorwirfst? Vielleicht liegt es auch nicht daran, dass "noch mehr Wissen" fehlt. Vielleicht liegt es daran, dass eine entscheidende Instanz in dir nicht einverstanden ist: dein Nervensystem.
In diesem Beitrag geht es darum, wie tief sitzende Überzeugungen in unserem Unterbewusstsein entstehen, warum sie sich so schwer verändern lassen – und was unser Nervensystem damit zu tun hat. Dem guten Ton halber, schwenke ich wieder um auf den Plural, denn was ich in den folgenden Abschnitten darlege gilt für mich genauso. Tatsächlich ist es mir AN MIR SELBST bewusst geworden.
Lass mich erklären ...
Trauma, Prägung und das "So bin ich halt"
Trauma ist nicht nur das, was uns passiert ist. Trauma ist auch das, was in uns passiert ist in dem Moment, in dem wir das Erlebte nicht verarbeiten konnten. Das ist die Definition, die Dr. Gabor Mate in die Welt gebracht hat, und sie stimmt absolut.
In solchen Situationen entwickeln wir Schutzstrategien, Verhaltensmuster, die uns durch die schlimmen Erfahrung hindurchhelfen. Es sind Verhaltensweisen, die wir uns aneigenen, damit wir sicher sein können in einer Situation oder einem Umfeld, dass unser Nervensystem bedrohlich ist. Diese Strategien waren also einmal lebenswichtig. Doch sie bleiben. Wir schütteln sie nicht ab, wenn wir erwachsen sind oder älter werden, sondern sie prägen unser Denken, Fühlen und Handeln – oft über Jahrzehnte hinweg.
Und irgendwann glauben wir:
"So bin ich halt."
"Ich bin halt sensibel."
"Ich brauche Kontrolle."
Tatsächlich werden aus diesen Verhaltensweisen irgendwann Muster, die unsere Persönlichkeit formen - und damit auch unsere Identität. Doch sie sind nicht, der oder die wir wirklich sind.
Verhaltensmuster und mentale Konzepte – ein unsichtbares Zusammenspiel
Was häufig übersehen wird: Hinter jeder Verhaltensweise stehen Überzeugungen, die unsere Denkweise nachhaltig prägen.
Ja, unser Körper schützt uns durch ein gewisses Verhalten. Aber dieses Verhalten ist immer eng mit mentalen Konzepten verbunden, die dieses Verhalten bedingen oder auch "erklären" bzw. rechtfertigen. Wir handeln nicht einfach so. Wir tun, was wir tun, weil wir etwas glauben:
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"Wenn ich laut bin, werde ich abgelehnt."
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"Wenn ich mich ausruhe, bin ich wertlos."
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"Wenn ich mich zeige, bin ich in Gefahr."
Hier kommt die Krux: Diese Überzeugungen laufen nicht bewusst ab. Sie sind tief ins Unterbewusstsein eingebrannt. Um genau zu sein, befinden sich 90% dessen, was wir sind - also, alles, was wir in uns glauben, über uns selbst und das Leben - in unserem Unterbewusstsein.
Und genau dort liegt die Herausforderung.
Heilung bedeutet: Das Unterbewusstsein umschreiben
Solange wir nur an der Oberfläche arbeiten – mit Disziplin, neuen Routinen, durch reine Willenskraft – verändern wir wenig bis gar nichts.
Das kennen wir sicherlich alle ... Wir können uns für ein paar Wochen motivieren, disziplinieren, kontrollieren. Der neue Tagesablauf, die Diät, die YogaRoutine. Das geht ein, zwei Wochen gut, dann nicht mehr. Denn wenn der Stress steigt, wenn wir müde sind, wenn uns das Leben fordert – fallen wir zurück in alte Muster.
Warum?
Weil unser autonomes Nervensystem übernimmt. Es wählt nicht, was gut für uns ist, sondern was vertraut und sicher erscheint – selbst wenn es uns langfristig schadet. Das Nervensystem kehrt immer wieder zu dem zurück, was es kennt, weil Vertrautheit = Sicherheit, auch wenn Vertrautheit schmerzhaft und schlichtweg scheisse ist, und vollkommen dem entgegensteht, was wir wollen.
Wenn wir wirklich heilen wollen, reicht es nicht, "neue Ziele zu setzen". Wir müssen unsere unbewussten Überzeugungen verändern. Und zwar dort, wo sie gespeichert sind: im Unterbewusstsein. Dort findet nämlich die wahre Veränderung statt, und eben nicht im Kopf, der immer alles begreifen will (und das auch tut, denn das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit). Aber damit kommen wir nicht weit, denn wenn das Nervensystem eine Veränderung als Bedrohung ansieht - weil NEU und UNBEKANNT - schlüpft es wieder zurück zum Bekannten, nämlich in die Dysregulation. Und manchmal ist das ganz schwer zu merken, besonders, wenn wir schon lange in diesem dysregulierten Zustand gelebt haben und er sich noch immer "normal" anfühlt.
Wahre Veränderung ist nur möglich, wenn unser Nervensystem diese Veränderung nicht als Gefahr, sondern als Sicherheit erlebt.
Ein kurzer Blick auf die innere Kette der Veränderung
Die meisten Veränderungsprozesse folgen einem inneren Ablauf – bewusst oder unbewusst:
Bleiben Trauma, Schock, chron. Stress ungeheilt, formen wir kompensierende
- Verhaltensweisen, die mit unbewussten
Überzeugungen unterlegt sind, die wiederum unsere
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Gedanken prägen, welche wiederum unsere
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Emotionen erzeugen; diese führen zu unserem
-
Verhalten, was unsere Entscheidungen beeinflusst und das bringt schließlich unsere
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Ergebnisse.
Wenn wir also ein neues Ergebnis wollen – z. B. Heilung von Trauma, mehr Gesundheit, mehr Freude, mehr Nähe – müssen wir an den Anfang dieser Kette zurückgehen: zu unseren Überzeugungen.
In der SpiriSprache sind das Glaubenssätze, und die meisten meinen, diese seien leicht mit Affirmationen zu überschreiben oder mit Energiearbeit zu lösen. Als ich noch im Licht&Liebe BullshitTheater gefangen war, versuchte ich das ständig. Funktioniert hat es null.
Heute weiß ich auch warum.
Das Nervensystem als Wächter der Veränderung
Hier liegt die oft übersehene Krux:
Veränderung ist nur nachhaltig möglich, wenn sich unser Nervensystem dabei sicher fühlt.
Das autonome Nervensystem ist nicht "logisch". Es prüft nicht, ob eine neue Überzeugung sinnvoll ist – es prüft, ob sie sicher ist. Wenn eine neue Denkweise mit Unsicherheit verbunden ist, reagiert es mit Stress, Abwehr oder Erstarrung.
Das ist kein "Widerstand" im psychologischen Sinn. Es ist eine ganz reale körperliche Schutzreaktion.
Das System erkennt: "Achtung! Das fühlt sich fremd an. Das ist unsicher. Zurück zu den alten Mustern – da wissen wir wenigstens, wie wir überleben."
Warum Affirmationen, Diäten & Pläne oft scheitern
Daher funktionieren viele Methoden nicht dauerhaft:
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Affirmationen, die nicht gefühlt werden, sondern innerlich Widerspruch auslösen.
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Diäten (Fasten), die dem Körper Mangel suggerieren und das Nervensystem in Alarm bringen.
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Neue Tagesroutinen, die keinen Raum für echte innere Anpassung lassen.
Die Veränderung bleibt kognitiv, erreicht aber nicht den Körper – und damit auch nicht das Unterbewusstsein. Das Nervensystem interessiert überhaupt nicht, wie schön wir uns das alles ausgemalt hatten und wieviele Herzchen wir auf unseren neuen TagesablaufPlan gedoodelt haben.
Was fehlt, ist somatische Sicherheit. Die Fähigkeit, neue Erfahrungen wirklich zu verkörpern, ohne in Stress zu geraten, denn darum geht es letztlich - um VERKÖRPERUNG.
Heilung bedeutet: Neue Erfahrungen in Sicherheit machen
Wahre Transformation geschieht dann, wenn wir:
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unsere Überzeugungen erkennen,
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sie behutsam hinterfragen,
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und neue Erfahrungen machen, die im Körper als sicher, stimmig und nährend erlebt werden.
Das Nervensystem muss mitkommen – sonst fährt es die Schutzmuster wieder hoch.
Der Weg dorthin ist kein mentaler Kraftakt, sondern ein feinfühliger Prozess. Er braucht:
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Regulation (z. B. durch Atmung, Körperarbeit, Co-Regulation),
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Bewusstheit (Welche Glaubenssätze steuern mein Verhalten?),
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Verkörperung (Neue Überzeugungen durch spürbare Erfahrungen verankern),
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und vor allem: Geduld und Selbstliebe.
Fazit: Heilung ist möglich – mit Sicherheit
Es reicht nicht, nur anders denken zu wollen. Wir müssen lernen, uns anders zu fühlen – sicher, gehalten, verbunden in unserem Körper - nicht irgendwo in luftigen Höhen und Konzepten.
Denn nur dann kann das Unterbewusstsein sich öffnen. Nur dann können sich Glaubenssätze wandeln, und wandeln können wir diese nur, wenn das Nervensystem mitgeht.
Dies nicht zu tun, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen und über den mentalen Weg durch Wissen und forcierte Veränderungen neue Denk- und Glaubensinhalte in uns verankern zu wollen, ist wie gegen den Strom schwimmen. Es ist wie ein Krieg gegen das eigene Nervensystem, den wir nicht gewinnen können. Das Ziel muss sein, unser Unterbewusstsein umzuprogrammieren UND zwar in einem Zustand, der dies zulässt. Keine Louise Hay Affirmation dieser Welt wird etwas verändern, wenn wir beim affimieren während Nervensystem und Gehirn im AlarmModus sind!
Der Schlüssel zu echter, nachhaltiger Veränderung ist nicht Disziplin, sondern Sicherheit und Selbstliebe. Das ist Grail Code Alchemy. Wenn du das verstanden hast, kannst du alles heilen.