Wenn Muskeln und Organe unser Leiden speichern

26.04.2025

Stanley Rosenberg ist davon überzeugt, dass unser autonomes Nervensystem der Dirigent unserer Gesundheit ist. Er beschreibt in seinem Buch zum Vagusnerv eindrucksvoll, wie zentral unser autonomes Nervensystem für unsere körperliche und emotionale Gesundheit ist und wie es unser gesamtes Erleben steuert.

Rosenbergs Ansatz basiert auf den Arbeiten von Stephen Porges Polyvagal-Theorie, die beschreibt, dass der Vagusnerv eigentlich zwei anatomisch und funktionell unterschiedliche Anteile hat, die sich evolutionär nacheinander entwickelt haben.

🌿 Der Vagusnerv: Zwei Teile - zwei verschiedene Ursprünge - zwei verschiedene Aufgaben

  • Dorsaler Vagus (älter)

  • Ventraler Vagus (jünger)


1. Dorsaler Vagus – Der "primitive" Zweig

  • Ursprünglicher, ältester Teil (evolutionär betrachtet)
  • Entstanden in sehr frühen Lebensformen (Reptilien, urzeitliche Tiere)
  • Verläuft aus dem Hirnstamm dorsal (= hinten) nach unten

Hauptfunktionen:
Überleben durch Abschalten (Immobilisation, Erstarrung)
Steuerung von Verdauungsorganen, Herzschlagverlangsamung

Reaktion bei Bedrohung:
→ Totstellreflex ("freeze", Kollaps, Dissoziation)

Beispiel:
Wenn ein Tier in Panik vor einem Raubtier "tot" spielt, wird dieser uralte dorsale Vagus aktiviert.


2. Ventraler Vagus – Der "soziale" Zweig

  • Jüngerer Anteil, typisch für Säugetiere (und besonders ausgeprägt im Menschen)
  • Entstanden, als Kooperation und soziale Bindung überlebenswichtig wurden
  • Verläuft ventral (= vorne) vom Hirnstamm nach unten

Hauptfunktionen:
Soziale Kommunikation (Mimik, Stimme, Zuhören)
Regulierung von Herz, Lunge, Gesichtsmuskeln
Beruhigung & Co-Regulation mit anderen Menschen

Reaktion bei Sicherheit:
→ Verbindung, Entspannung, Heilung

Beispiel:
Wenn du jemanden anlächelst, tief atmest, Augenkontakt hältst und dein Herzschlag ruhig wird – dann arbeitet dein ventraler Vagus.

Was laut Rosenberg oft übersehen wird: Unsere viszeralen Organe – Herz, Lunge, Verdauung – werden stark durch den Vagusnerv beeinflusst. Er macht körperliche Symptome wie COPD und Migräne an einem dysregulierten Nervensystem und belegt dies anhand der Beziehung zwischen Vagus und den Hirnnerven.

🧠 Beziehung zwischen Vagus und den 12 Hirnnerven (Cranial Nerves)

Der Vagusnerv ist selbst einer der 12 Hirnnerven – genauer gesagt:
→ Hirnnerv Nummer 10 (Nervus vagus).
Aber: Er wirkt nicht isoliert. Rosenberg betont, dass bestimmte Hirnnerven zusammenarbeiten, besonders wenn es um soziale Verbindung, Heilung und Regulation geht.

🌿 Die wichtigsten "Teamplayer" für soziale Verbundenheit laut Rosenberg

Nervus Vagus (X)
Reguliert Herz, Lunge, Verdauung
Beruhigt das autonome Nervensystem

Nervus Trigeminus (V)
Gesichtssensibilität, Kiefermuskulatur
Wichtig für den Gesichtsausdruck (z.B. Lächeln, Mimik)

Nervus Facialis (VII)
Steuert die Gesichtsmuskeln (besonders für emotionale Ausdrücke)
Reguliert auch Tränenfluss und Speichelproduktion

Nervus Glossopharyngeus (IX)
Schlucken, Geschmack im hinteren Zungenbereich
Mitbeteiligung an der Stimmbildung

Nervus Accessorius (XI)
Kontrolliert Muskeln im Hals und Nacken (Kopfhaltung, Körpersprache)

🌟 Worum geht es bei dieser Verbindung?

Diese Nerven arbeiten zusammen, um:

  • Mimik und Gesichtsausdruck zu ermöglichen (wichtig für soziale Signale)
  • Stimme und Tonlage zu steuern (Vagus, Glossopharyngeus)
  • Sichere soziale Interaktion zu unterstützen (offenes Gesicht, freundliche Stimme)
  • Atmung und Herzschlag in stressfreien Rhythmen zu regulieren

Stanley Rosenberg nennt das auch das "soziale Nervensystem". Es ist ein Subsystem innerhalb unseres autonomen Nervensystems, speziell entwickelt für Kooperation, Bindung und Heilung.

💡 Rosenbergs große Erkenntnis

Wenn diese Nerven blockiert oder dysreguliert sind (z.B. durch Trauma, Geburtstrauma, chronischen Stress), dann fällt es uns schwer:

  • frei zu atmen
  • klar zu sprechen
  • offen zu lächeln
  • sich sicher zu fühlen.

Ob COPD, Migräne oder Autismus – viele Beschwerden wurzeln tiefer als nur im Symptom. Die viszeralen Organe, unsere Reaktionen auf Stress, sogar unser soziales Verhalten: alles wird vom Vagusnerv beeinflusst.

Rosenbergs Ansatz zur tieferen Struktur des Vagusnervs und seine Verbindung zu unseren sozialen und körperlichen Reaktionen verdeutlicht also das, was schon Dr. John Sarno in den siebziger Jahren in seiner revolutionären Ausweitung der Psychosomatik aufzeigte:

Er sagt, dass viele körperliche Symptome – besonders chronische Schmerzen – entstehen, weil unser Bewusstsein "unbequeme" Gefühle (z.B. Wut, Angst, Trauer, Scham) unterdrückt, um das innere Selbstbild zu schützen. Das Nervensystem – und damit auch der Körper – übernimmt dann die "Last" dieser unbewussten Konflikte und drückt sie somatisch aus.

Unser Nervensystem und unsere Emotionen sind untrennbar miteinander verwoben und der Körper wird zum Leid-tragenden wenn wir es nicht schaffen, die Emotion(en) zu fühlen.

Im Folgenden findest du eine kurze Übersicht, die verdeutlicht, an welchen Muskeln, bzw. Körperbereichen Rosenbergs Arbeit mit den CraniosacralNerven, bzw. dem Vagus ansetzt.

Der Kaumuskel - wenn wir Wut, Rage speichern. Führt zu Zähneknirschen, Kiefersperre und Spannungskopfschmerzen.

Der Trapezmuskel - wenn wir dauerhaft in Hab-Acht-Stellung sind und uns schützen wollen. Führt zu Nackenschmerzen, Migräne und dem Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen.

Die Hüftbeugemuskeln - wenn (sex.) Übergriffe geduldet und nicht angezeigt werden. Führt zu Schmerzen im unteren Rücken und Taubheitsgefühl im Becken.

Die Kehlkopf- und Rachenmuskulatur - wenn wir unsere Gefühle schlucken und Wahrheit nicht aussprechen. Führt zu Halsschmerzen, Stimmproblemen, chronischem Husten oder Angst, zu weinen.

Der Verdauungsapparat - wenn wir Erlebtes nicht "verdauen" können. Führt zu Blähungen, IBS und Übelkeit.

Der Brustkorb - wenn wir schwere Verluste nicht überwinden können. Führt zu flacher Atmung, Zwerchfellstarre und noch vielem mehr.

Bleibt der Körper dauerhaft in diesem Zustand (Überlebensmodus / Starre), mit all den Spannungen in Schultern, Nacken und Brustkorb, kann es sein, dass sich das Zwerchfell nach oben zieht und dabei den Mageneingang "mitnimmt" und die Speiseröhre abklemmt. Ein subtiler Zustand, der zu Sodbrennen, Verdauungsproblemen, Blähungen, usw. führen kann.

🌿 Bist du bereit, der Wahrheit deines Körpers zu begegnen?

Wenn du spürst, dass dein Körper dir etwas sagen möchte – und du dir wünschst, echte Klarheit über deine nächsten Schritte zu finden – dann lade ich dich herzlich zu einem persönlichen Impulsgespräch ein.

In einem geschützten Raum erkunden wir, wo du gerade stehst,
und welche Lösungsansätze für deine Heilung jetzt wirklich Sinn machen. Dann kannst du entscheiden, was für dich richtig ist, bzw. ob du möglicherweise weiterhin meine Unterstützung möchtest.

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